Zögerliches Fahrverhalten und Beschleunigungsvermögen, geringere Endgeschwindigkeit sowie zu allem Überfluss ein erhöhter Verbrauch – Automatikgetriebe haben noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Oft ungerechtfertigt, wie die jüngsten Entwicklungen beweisen. Vielmehr sind die Tage des Schaltgetriebes gezählt. Dafür gibt es stichhaltige Gründe.
Die neuen Modelle der Bestseller Tiguan und Passat werden von Volkswagen ab 2023 ausschließlich mit Automatikgetriebe angeboten; weitere Modelle folgen. Das Schaltgetriebe wird damit mehr und mehr zu einem Relikt. Ein durchaus logischer Schritt, denn die alten Vorbehalte gehören längst der Vergangenheit an.
Mehr Komfort, weniger Verbrauch
Früher waren viele Automatikgetriebe nicht gerade sportlich und erhöhten obendrein den Verbrauch. Heute ist das Gegenteil der Fall. Stufenlose Automatikgetriebe passen sich besser den jeweiligen Lastanforderungen an, als es dem durchschnittlichen Autofahrenden mit Schaltgetriebe gelingen könnte. Entsprechend können sie nicht nur mithalten, sondern sogar zu einer Reduzierung des Verbrauchs beitragen. Gleichzeitig verbinden moderne Automatikgetriebe sportliche Fahreigenschaften mit maximalem Komfort – beispielsweise im Stadtverkehr oder im Stau auf der Autobahn.
Alte Schwachpunkte gehören der Vergangenheit an
Der technische Fortschritt hat die ehemaligen Schwachpunkte der Automatik weitestgehend beseitigt. Acht-, Neun- oder sogar Zehnstufen-Automatikgetriebe lassen die Motoren, wann immer möglich, mit niedrigen und sparsamen Drehzahlen arbeiten. Hinzu kommt, dass einige Fahrassistenzsysteme ohne Automatik gar nicht funktionieren, etwa die adaptive Geschwindigkeitsanpassung bei langsameren Geschwindigkeiten wie in einem Stau.
Eine rein europäische Perspektive
Eine völlig neue Entwicklung? Mitnichten, denn der Blick auf die Gretchenfrage zwischen Schalt- und Automatikgetriebe ist schon seit vielen Jahren ein sehr europäischer. So lag der Anteil des Schaltgetriebes in Europa noch vor wenigen Jahren bei rund 70 Prozent. In Nordamerika entschieden sich im gleichen Zeitraum weniger als 10 Prozent der Autokäufer für die manuelle Option. Nicht zuletzt deshalb bietet Daimler in den USA schon seit rund einem Jahrzehnt kein Schaltgetriebe mehr an. Schließlich können sich die Hersteller die Entwicklungskosten für eine Option sparen und sich voll auf die Weiterentwicklung der Automatik konzentrieren.
Ein weiterer Grund für das absehbare Ende der Handschaltung ist der steigende Marktanteil von Hybridantrieben und Elektroautos. Vor allem E-Autos benötigen weder ein Getriebe noch Kupplung oder Schaltung.